Eine Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM)
DESAM-ForNet Symposium am 20. November 2024 – öffentliche Veranstaltung
Im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin kamen hochrangige Vortragende und Gäste aus ganz Deutschland zusammen und diskutierten gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern aus den allgemeinmedizinischen Universitätsstandorten über die Zukunft von Forschungsinfrastruktur im hausärztlichen Setting.
Die Veranstaltung wurde mit einer Begrüßung des DEGAM-Präsidenten Prof. Martin Scherer und des DESAM-Stiftungsvorstandsvorsitzenden Prof. Ferdinand M. Gerlach eröffnet.
Prof. Veronika von Messling (Leiterin der Abteilung Lebenswissenschaften im Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF) ging in ihrem Grußwort darauf ein, wie die Gesundheitsforschung von heute die Gesundheitsversorgung von morgen prägen wird, welche bedeutende Rolle Forschungsinfrastruktur im hausärztlichen Setting hierbei einnimmt (insbesondere im Bereich der Prävention und der personalisierten Medizin) und wie das BMBF innovationsfreundliche Rahmenbedingung für die weitere Entwicklung sichert.
Ralf Heyder (Leiter der Koordinierungsstelle des Netzwerks Universitätsmedizin, NUM) brachte die Sicht der Universitätsmedizin ein und gab einen Ausblick in die gemeinsame Zukunft. Die seit 2020 gewachsenen Strukturen der vernetzten universitätsmedizinischen Forschung im NUM setzt auf die standort- und fächerübergreifende Zusammenarbeit mit Fokus auf patientenrelevante Ergebnisse. Hier spielt die Anbindung des ambulanten, insbesondere das hausärztliche Setting eine unverzichtbare Rolle – sowohl für die klinisch-epidemiologische Forschung als auch für Interventionsstudien. Detailliert legte Herr Heyder in seinem Grußwort dar, welch entscheidende Rolle die hausärztlichen Forschungspraxennetze als „geborener Partner des NUM“ spielen, um die Forschung community-basiert voranzubringen.
Im Einführungsvortrag „Gemeinsam forschen in Klinik und Praxis: wissenschaftlicher Anspruch und gesellschaftliche Verantwortung“ legten Prof. Jutta Bleidorn (DESAM) und Prof. Annika Viniol (DEGAM) die Bedeutung der hausärztlichen Forschungspraxennetz-Infrastruktur für die Zukunft dar – für eine sektorenübergreifende, patientenrelevante Forschung, die die Versorgungsrealität tiefgreifend zum Positiven verändert.
Die anschließende Podiumsdiskussion mit Prof. Veronika von Messling, Ralf Heyder, Dr. Stefanie Houwaart, Dr. Til Uebel, Dr. Markus Beier und Prof. Ildikó Gágyor (moderiert von Dr. Leonor Heinz) gab unterschiedlichen Perspektiven Raum auf die Frage, welche Herausforderungen und Chancen sektorenübergreifende Forschungsinfrastruktur mit sich bringt. Auch das Publikum wurde umfassend einbezogen.
Stream der kompletten Veranstaltung
Begrüßung
© Tabea Marten
Prof. Dr. Martin Scherer
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
„Das Fach Allgemeinmedizin braucht eine stabile Infrastruktur, um die Einheit von Forschung und Versorgung in der hausärztlichen Praxis weiterzuentwickeln. Denn Forschung ist die Grundlage einer hochwertigen hausärztlichen Medizin. Den Ausbau dieser Infrastruktur bringen wir mit ForNet voran. Nun müssen wir die nächsten Schritte machen, um noch mehr Forschungsfragen aus der hausärztlichen Praxis beantworten zu können.“
© Stiftung Gesundheitswissen
Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM)
„Die gesundheitliche Versorgung wird zukünftig mehr denn je ambulant, digital sowie sektorenübergreifend vernetzt erfolgen. Das muss zwingend auch für die Forschung gelten. Angesichts des erheblichen Nachholbedarfs, ist gerade in Deutschland eine Stärkung praxisnaher Forschung im hausärztlichen Setting von überragender Bedeutung.“
Grußworte
© Privat
Prof. Dr. Veronika von Messling
Leiterin der Abteilung Lebenswissenschaften, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
„Hausärztliche Praxen sind für viele Menschen die erste Anlaufstelle bei Krankheiten. Die in den Praxen angebotene Vorsorge, Behandlung und Nachsorge beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, doch bedarf es für viele wichtige Fragen in der Allgemeinmedizin zusätzliche Studien. Mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sollen klinische Studien zu definierten Krankheitsbildern deshalb verstärkt auch in Hausarztpraxen durchgeführt werden. Diese Studien liefern wichtige Daten und können wertvolle Beiträge leisten, innovative Ansätze in das Gesundheitssystem einzubringen.“
© BMG / Jan Pauls
Prof. Dr. Karl Lauterbach
Bundesminister für Gesundheit, Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
„Daten aus der hausärztlichen Versorgung sind ein Schatz, mit dem wir Innovationen im Gesundheitswesen anschieben können. Wenn Forschung auf breiter Datenbasis erfolgen kann, ist das zum Nutzen aller Patientinnen und Patienten. Deshalb ist ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem auf die Daten aus der Allgemeinmedizin angewiesen: Dort sind die meisten Patientenkontakte und dort lassen sich Langzeitverläufe am besten beobachten“
NUM/ © Jung-Wolff
Ralf Heyder
Leiter der Koordinierungsstelle Netzwerk Universitätsmedizin (NUM)
„Die medizinische Versorgung der Zukunft wird immer ambulanter werden. Die Universitätsmedizin wird ihre klinische Forschung deshalb immer stärker im ambulanten Setting verankern müssen. Dafür braucht sie die Allgemeinmedizin mit ihren Forschungspraxen als starken Partner.“
Einführungsvortrag
Gemeinsam forschen in Klinik und Praxis: wissenschaftlicher Anspruch und gesellschaftliche Verantwortung
© UKJ/Schroll
Prof. Dr. Jutta Bleidorn
DESAM-ForNet Beauftragte im DESAM-Stiftungsvorstand
„Von der einfachen Erkältung bis zur komplexen Erkrankung: eine wissenschaftsbasierte medizinische Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger sollte in allen Versorgungsebenen selbstverständlich sein. Von der Hausarztpraxis bis zum Universitätsklinikum gilt: hier ist Forschung zuhause!“
Prof. Dr. Annika Viniol
stv. Sprecherin der DEGAM Sektion Forschung
„Forschung im hausärztlichen Umfeld ist essenziell, um die Primärversorgung evidenzbasiert weiterzuentwickeln und zukünftige Versorgungskonzepte gezielt am realen Versorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten auszurichten.“
Kurzstatements und Podiumsdiskussion
© Privat
Prof. Dr. Veronika von Messling
Leiterin der Abteilung Lebenswissenschaften, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
NUM/ © Jung-Wolff
Ralf Heyder
Leiter der Koordinierungsstelle Netzwerk Universitätsmedizin (NUM)
© HÄV / Marco Urban
Dr. Markus Beier
Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands
„Die Allgemeinmedizin hat längst ihren Weg aus dem Hinterkämmerchen der Wissenschaft gefunden. Ein wesentlicher Faktor dabei: Die zunehmende Bündelung der praktischen und wissenschaftlichen Erfahrung, auch und gerade dank der Forschungspraxennetze. Wenn Praxen und Forschung Hand in Hand gehen, stärken wir nicht nur die hausärztliche Versorgung, sondern auch die Bedeutung der Allgemeinmedizin in der Forschungswelt!“
Sebastian C. Semler
Geschäftsführer der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung, TMF e.V.
„Hausärztinnen und Hausärzte haben als erste Anlaufstelle für viele Patientinnen und Patienten einen einzigartigen Zugang zu Krankheitsverläufen und Versorgungsbedarfen. Forschung im hausärztlichen Setting ermöglicht wertvolle Einblicke, um patientenzentrierte und effizientere Gesundheitsmodelle zu entwickeln – der neue gesetzliche Rahmen in Deutschland und Europa bietet hierfür neue Chancen und Perspektiven.“
© Tamara Hornickel
Dr. Stefanie Houwaart
Koordinatorin des Wissenschaftlichen Beirats des BRCA-Netzwerk e.V.
„Hausärzt:innen sind eigenständig Versorgende, aber auch Knotenpunkte der spezialärztlichen Versorgung – bei ihnen läuft alles zusammen, was woanders krankheitsspezifisch dokumentiert ist. So finden sich hier wertvolle Daten zu Komorbiditäten, Polymedikation, aber auch zur Lebensqualität. Daher ist die medizinische Forschung im hausärztlichen Setting aus Patient:innenperspektive so wertvoll und gar unerlässlich, bislang aber völlig unterschätzt!“
Dr. Til Uebel
Hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Kleingemünd und Ittlingen
„Der Blick der Hausarztpraxen auf wichtige Versorgungsfragen und therapeutischen Entscheidungen, die typischerweise Grundlage von medizinischen Studien sind, ist oft eine komplett andere als die aus Universität- und Gebietsabteilungen von Krankenhäusern und deren Spezialambulanzen. Das ist so, weil die generalistische Sicht auf Fragen im Niedrigprävalenzbereich, vor allem von seltenen Erkrankungen, einerseits und dem Wissen um etablierte Abläufe andererseits, entscheidend ist! Entscheidend für das Gelingen von Studien, für die Implementation von Studienwissen und die Nachhaltigkeit für Verbesserungen durch Forschung in der gesamten Gesellschaft.“
Prof. Dr. Ildikó Gágyor
Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Würzburg und Sprecherin der DEGAM Sektion Forschung
„In den meisten Ländern bilden Hausarztpraxen das starke Rückgrat des Gesundheitssystems. Eine qualitativ hochwertige, patientenzentrierte hausärztliche Versorgung kann jedoch nur gewährleistet werden, wenn die Forschung zur Evidenzgenerierung direkt in der Praxis und unter Einbeziehung von Patientinnen, Patienten und Praxisteams erfolgt. Dafür sind unterstützende Strukturen und Akteure unerlässlich, um Forschung und Versorgung in der Praxis nahtlos zu verbinden.“
Diese Veranstaltung wird moderiert von
© Antje Boysen
Dr. Leonor Heinz
Leiterin der Koordinierungsstelle für die Initiative Deutscher Forschungspraxennetze – DESAM-ForNet
Veranstaltungsort: Langenbeck-Virchow-Haus, Luisenstr. 58-59, 10117 Berlin-Mitte